Mentor:Mentor – Gegenseitiges Mentoring mit Erfolg
Was können eine Führungskraft eines Unternehmens und ein junger Geflüchteter voneinander lernen?
Die Kluft wächst: Deutsche Unternehmen finden nicht genügend Fachkräfte. Und junge Menschen mit Migrationshintergrund haben es schwer einen Job zu bekommen. Unser Ziel: Beide Gruppen miteinander in den Austausch bringen. Die Führungskräfte eines Unternehmens lernen so die Herausforderungen und Bedürfnisse von Migranten besser zu verstehen, um sich auf eine vielfältigere Zielgruppe vorzubereiten. Und die internationalen jungen Menschen lernen die Arbeitswelt in Deutschland kennen.
Genau das haben wir mit dem Mentoring Pilotprojekt “Mentor:Mentor” ausprobiert. Bei „Mentor:Mentor“ steht gegenseitiges Mentoring im Vordergrund: Zwei Personen aus verschiedenen beruflichen und kulturellen Kontexten lernen auf Augenhöhe voneinander - jede*r ist sowohl Mentor*in als auch Mentee.
Mentor:Mentor ist im Rahmen des Projekts BayCode, gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Digitales, entstanden. Das Ziel des Projekts ist es, einerseits den Talenten der ReDI School of Digital Integration die Möglichkeit zu geben, sich mit Führungskräften aus der IT- und Tech-Branche zu vernetzen. Außerdem sollen Führungskräfte ein besseres Verständnis für Diversity entwickeln. Wie das aussieht? Das zeigen uns die Teilnehmer der ersten Mentor:Mentor Runde: Mudaser und Ivan.
Geflüchteter trifft auf Manager: Ein Austausch, der beidseitig bereichert
Die beiden Mentoren Ivan und Mudaser im Gespräch.
Mudaser macht bei der SchlaU-Schule für junge Geflüchtete in München gerade seinen Realschulabschluss, arbeitet nebenbei in einem Minijob und engagiert sich als ehrenamtlicher IT-Lehrer für Jugendliche an der ReDI School of Digital Integration, nachdem er dort bereits selbst einen IT-Kurs absolviert hat. Er kommt ursprünglich aus Afghanistan, hat dort Informatik studiert und lebt nun seit einigen Jahren in Deutschland. Während seiner Teilnahme an Mentor:Mentor suchte er aktiv nach einem Ausbildungsplatz als Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. Sein Alltag ist geprägt von Schule, Unterstützung seiner Familie in Deutschland und der Integration in eine neue Kultur.
Ivan ist Manager bei Deloitte im Bereich Risk Advisory, ist in München geboren und aufgewachsen und muss in seinem Alltag den Spagat zwischen Beruf und Familie meistern.
Ihr Austausch bei Mentor:Mentor begann mit einigen Gemeinsamkeiten und dem Willen, zusammen Herausforderungen zu meistern. Über drei Monate hinweg tauschten sich die beiden regelmäßig aus, führten Tagebuch und besuchten sich gegenseitig: Ivan nahm an Mudasers IT-Unterricht in der ReDI School teil und erhielt dadurch nicht nur Einblicke in die Arbeit der Tech-Schule, sondern lernte auch die Herausforderungen junger Migrant*innen, wie die Integration in eine neue Kultur und Arbeitswelt kennen.
Mudaser lernte einen Tag bei Deloitte den Arbeitsalltag eines internationalen Unternehmens kennen und erhielt von Mitarbeitenden aus der IT und HR wertvolle Tipps für seine Bewerbungen und Karriereplanung, inklusive Feedback zu seinem Lebenslauf und technischem Expertenwissen. Ein Schlüsselmoment für Mudasers Verständnis der Arbeitswelt in Deutschland: auch ein Manager wie Ivan ist ein „normaler“ Mensch, der nicht nur im Anzug zu Meetings erscheint.
Ein Highlight des Projekts war der gemeinsame Besuch der „Hidden Movers Award“-Abendveranstaltung der Deloitte Stiftung, bei der Mudaser durch engagiertes Networking sein Selbstvertrauen stärkte. “Beim Netzwerken kann ich mir noch einiges von Mudaser abschauen!”, sagt Ivan anschließend.
3 Zusagen für Ausbildungsplätze - Ergebnisse, die für sich sprechen
Die Ergebnisse des Projekts sprechen für sich: Mudaser erhielt während des Mentorings drei Zusagen für Ausbildungsplätze als Anwendungsentwickler, hat sich gemeinsam mit Ivan ein LinkedIn-Netzwerk aufgebaut und befindet sich derzeit in einem Praktikum. Besonders bemerkenswert: Durch den Besuch bei Deloitte entdeckte er eine neue Programmiersprache, die er sich kurzerhand selbst aneignete und nun im Praktikum anwendet. Mudaser möchte sich trotz herausforderndem Zeitmanagement weiterhin auch in der Bildung engagieren, denn er setzt sich große Ziele:
“Ohne Ziel zu leben, ist wie ohne Salz zu essen”, sagt Mudaser stolz.
Aber auch Ivan profitierte vom Austausch. Er erweiterte bei der ReDI School und der Deloitte Abendveranstaltung sein Netzwerk mit Führungskräften und Akteuren im sozialen Engagement und entwickelte ein besseres Verständnis für die Generation Z und die Bedeutung von Diversity. Besonders die kulturellen Perspektiven, die Mudaser einbrachte, halfen Ivan, seine Arbeitsweise zu reflektieren und sein Team vielfältiger und attraktiver für junge Talente zu gestalten.
„Wir müssen als Führungskräfte immer wieder die Perspektiven der jungen Generation und die Vorteile kulturell vielfältiger Teams ins Bewusstsein rufen“, sagt Ivan.

Fazit: Mentoring auf Augenhöhe – Ein Win-Win für alle Beteiligten
Das Pilotprojekt „Mentor:Mentor“ zeigt eindrucksvoll, wie gegenseitiges Mentoring nicht nur den Mentees, sondern auch den Mentor*innen neue Erkenntnisse und wertvolle Erfahrungen bringen kann. Beide Seiten – Mudaser und Ivan – haben nicht nur beruflich und persönlich von diesem Austausch profitiert, sondern auch das Bewusstsein für die Bedeutung von Diversity und Inklusion geschärft. Die Zielsetzung des Projekts wurde in jeder Hinsicht erreicht: Mudaser hat seinen Einstieg in die Arbeitswelt geschafft, Ivan hat sich als Führungskraft weiterentwickelt, und beide haben von den vielfältigen Perspektiven des jeweils anderen profitiert.
Ein erfolgreicher Schritt in Richtung einer vielfältigeren und inklusiveren Arbeitswelt!
Hast auch du Interesse, an dem Projekt teilzunehmen? Melde dich bei bambbi@redi-school.org!